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Basiszinssatz

Der Basiszinssatz ist ein variabler Zinssatz, der von der Deutschen Bundesbank in Anlehnung an die Europäische Zentralbank festgelegt wird. Damit spielt er eine wichtige Rolle in der Wirtschaft eines Landes oder einer Währungsunion. Er beeinflusst sowohl die Konditionen, zu denen sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können, als auch die Zinsen, die Verbraucher und Unternehmen für Kredite zahlen müssen. 

Was ist der Basiszinssatz?

Mit der Anpassung des Basiszinssatzes versucht die Europäische Zentralbank die Inflation zu steuern, das Wirtschaftswachstum zu fördern oder zu dämpfen und die Arbeitsbeschäftigung in bestimmten Sektoren zu stabilisieren. Insofern ist dieser Zinssatz ein wesentliches Instrument der Geldpolitik, das direkt und indirekt eine Vielzahl von wirtschaftlichen Aktivitäten und Entscheidungen beeinflusst. Er wird halbjährlich als Grundlage zur Berechnung von Zinsen neu ermittelt und tritt jeweils am 1. Januar und 1. Juli in Kraft. 

Höhe des Basiszinssatzes

Die Höhe des jeweils geltenden Basiszinssatz hängt wesentlich von der konjunkturellen Lage und der Inflationsrate ab und beträgt nach § 247 BGB grundsätzlich 3,62 Prozent. Er ändert sich mit der Bezugsgröße (dem Zinssatz), der von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt wird. In Deutschland betrug der aktuelle Basiszinssatz beispielsweise vom 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2022 -0,88 Prozent, während er vom 1. Januar 2023 bis 30. Juni 2023 auf 1,62 Prozent gestiegen ist. Eine weitere deutliche Erhöhung auf 3,12 Prozent kam nochmals vom 1. Juli 2023 bis zum 31. Dezember 2023 zustande.

Ein niedriger Leitzins – etwa in einer Deflation – kann die Wirtschaft ankurbeln, indem er Kredite verbilligt und damit Investitionen und Konsum fördert. Ein hoher Zinssatz kann hingegen eine überhitzte Wirtschaft abkühlen, indem er Kredite, Investitionen und Konsum verteuert. Somit hat der Leitzins weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft, einschließlich der Spar- und Kreditzinsen für Verbraucher und der Investitionsbedingungen für Unternehmen. In der Europäischen Union ist die Europäische Zentralbank (EZB) für die Festlegung des Leitzinses zuständig, in den USA die Federal Reserve. Beide Institutionen verfolgen mit der genauen Festlegung das Ziel, Preisstabilität zu gewährleisten und das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.

Grundlage für verschiedene Zinsarten

Der Basiszinssatz bildet für verschiedene Zinsarten sozusagen die “Basis”, von der aus die Gesamtzinsen für bestimmte Geschäftsvorfälle ermittelt werden. Beispiele hierfür sind:

  1. Diskontsatz: In einigen Fällen bestimmt der Leitzins den Diskontsatz, zu dem Wechsel und Schecks bei der Zentralbank diskontiert werden können.
  2. Kreditzinsen: Viele Kreditzinsen, insbesondere variable oder flexible Zinsen, sind häufig an den aktuellen Basiszinssatz gekoppelt. Wenn dieser steigt oder sinkt, können auch die Zinsen für Kredite wie Hypotheken oder Konsumentenkredite angepasst werden.
  3. Leitzins: In manchen Zusammenhängen wird der Basiszinssatz ebenfalls als Leitzins bezeichnet, der den Banken als Orientierung dient, zu welchen Konditionen sie sich bei der Zentralbank Geld leihen können. Dies wirkt sich wiederum auf die Verzinsung aus, die Banken ihren Kunden für Kredite berechnen.
  4. Sparzinsen: Auch die Zinsen für Sparprodukte wie Tages- oder Festgeldkonten können vom Leitzins beeinflusst werden. Banken orientieren sich häufig an diesem, um ihre eigenen Zinssätze für Sparprodukte festzulegen.
  5. Verzugszinsen: Der Basiszinssatz ist der geltende Zinssatz für Verzugszinsen und deren genaue Berechnung, die bei verspäteten Zahlungen als Verzugsschaden anfallen. Er dient sowohl im geschäftlichen (B2B) als auch im privaten Bereich (B2C) als Bezugsgröße, um im Geschäftsverkehr einen gerechten Ausgleich zwischen Schuldner und Gläubiger herbeizuführen.

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich ein höherer Basiszinssatz auf den Wechselkurs aus?

Ein höherer Leitzins kann den Wechselkurs einer Währung stärken, indem er ausländische Investoren anzieht, die nach höheren Renditen suchen. Dies erhöht die Nachfrage nach der Währung und lässt ihren Wert steigen. Umgekehrt kann ein niedriger Leitzins den Wechselkurs schwächen, indem er die Währung für ausländische Investoren weniger attraktiv macht, was zu einer geringeren Nachfrage nach der Währung und damit zu einem niedrigeren Wert führt.

Wie wirkt sich der Basiszinssatz auf den Aktienmarkt aus?

Ein niedriger Basiszinssatz kann den Aktienmarkt positiv beeinflussen, indem er die Finanzierungskosten für Unternehmen senkt. Dadurch werden Gewinne und Investitionen gefördert, was wiederum zu steigenden Aktienkursen führt. 

Wie hoch dürfen die Verzugszinsen über dem Basiszinssatz sein?

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben nach § 288 Abs. 1 und 2 im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) dürfen Verzugszinsen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern maximal fünf Prozent über dem jeweiligen Basiszinssatz liegen, bei Geschäften zwischen Unternehmern sogar bis zu neun Prozent. 

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